- Reimarus
- Reimarus,Hermann Samuel, Philosoph und Theologe, * Hamburg 22. 12. 1694, ✝ ebenda 1. 3. 1768; nach Lehrtätigkeit in Wittenberg (ab 1719) und Rektorat in Wismar (1723-28) ab 1728 Professor für orientalische Sprachen am Akademieen Gymnasium in Hamburg. Seine von der Philosophie C. Wolffs geprägten Schriften »Die vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion« (1754) und »Die Vernunftlehre« (1756) verteidigen den Deismus und die natürliche vernunftgemäße Religion gegen die Kritik der französischen Aufklärer und die Unterdrückung durch die christlichen Kirchen. In seinem Hauptwerk »Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes« (verfasst wahrscheinlich vor 1747) kommt er zu dem Schluss, dass weder Altes Testament noch Neues Testament den Anspruch des Christentums auf göttliche Offenbarung rechtfertigen. Die Lehre von der Erlösung der Menschheit durch den leidenden Christus sei ein Konstrukt der Jünger, zu dessen Stütze sie den Leichnam Jesu Christi gestohlen und die Geschichte von der Auferstehung erfunden hätten. Die Veröffentlichung einzelner Teile dieser von Reimarus wegen ihrer Brisanz bewusst zurückgehaltenen Schrift durch G. E. Lessing in den Jahren 1774-78 (1784 herausgegeben als »Fragmente des Wolfenbüttelschen Ungenannten«) löste die heftigste theologische Kontroverse in Deutschland im 18. Jahrhundert, den »Fragmentenstreit« (J. M. Goeze, J. S. Semler), aus und gab der Leben-Jesu-Forschung den entscheidenden Impuls.Ausgabe: Die vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion, herausgegeben von G. Gawlick, 2 Bände (1985).W. Schmidt-Biggemann: H. S. R. Handschriftenverz. u. Bibliogr. (1979);P. Stemmer: Weissagung u. Kritik. Eine Studie zur Hermeneutik bei H. S. R. (1983).
Universal-Lexikon. 2012.